A110 1800 Gr. IV "Marokko Rallye 1974"
- Jürgen Clauss
- 30. Juni 2022
- 20 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. Mai
FACTORY CAR "USINE"
HISTORY
MAROKKO RALLYE
08.05.1974 – 13.05.1974

ALPINE & RENAULT
Siegreich in der Wüste
Die Marokko Rallye 1974 war kein gewöhnliches Rennen, sie war ein Triumph der Leidenschaft, der Technik und des unerschütterlichen Pioniergeists.
Inmitten der gnadenlosen Weiten Nordafrikas,
zwischen flirrenden Sandmeeren, schroffen Bergpfaden und unbarmherziger Hitze, schlug die Stunde für ALPINE und RENAULT.
Ein Duell gegen die Elemente, gegen die Uhr und gegen die eigenen Grenzen.
Mit der legendären Alpine A110 1800 Berlinette, einem Fahrzeug, das längst zum Symbol französischer Ingenieurskunst und Fahrkunst avanciert war, schickte ALPINE zwei speziell präparierte Fahrzeuge ins Rennen. Gebaut, um der Härte von über 4.000 Kilometern quer durch die marokkanische Wildnis zu trotzen – darunter 1.240 Kilometer auf schroffen Schotterpisten, verteilt auf 11 gnadenlose Sonderprüfungen.
Die A110 mit der Startnummer 1, gesteuert vom erfahrenen Bernard Darniche, verkörperte den Kampfgeist der Marke. Doch es war die Startnummer 3, pilotiert von Jean-Pierre Nicolas mit Co-Pilot Christian Delferrier, die sich in die Geschichtsbücher einbrannte. Unter dem Kennzeichen 2005 HS 76 kämpfte sich das Duo unaufhaltsam durch Sandstürme, technische Defekte und extreme Bedingungen und krönte sich am Ende mit einem souveränen Gesamtsieg. Ein historischer Moment für ALPINE, für Frankreich und für den Rallyesport.
Doch auch RENAULT stand seinen Mann in der Wüste: Mit zwei Renault 17, gelenkt von Jean-Luc Thérier und Jean-François Piot, stellte sich die Marke dem marokkanischen Härtetest. Sie bewiesen nicht nur technisches Können, sondern auch, dass RENAULTs Motorsport-Ambitionen keine leeren Versprechungen waren. Ihre Präsenz untermauerte das Engagement des Hauses, sich als feste Größe im internationalen Rallyesport zu etablieren.
Die Marokko Rallye 1974 war mehr als nur ein Wettkampf – sie war ein Mythos in der Entstehung. ALPINE & RENAULT schrieben ein episches Kapitel Rallyegeschichte, getragen von Mut, Präzision und unermüdlichem Ehrgeiz.
Der Wüstensand mag längst verweht sein – doch der Sieg von 1974 lebt weiter, im Echo röhrender Motoren und in den Herzen derer, die Motorsport nicht nur fahren, sondern leben.
© McKlein

ETAPPE DER WAHRHEIT
880 Kilometer bis an die Grenze des Möglichen
Nach fast vier Tagen erbarmungsloser Fahrt durch die endlosen Weiten der marokkanischen Wüste, über felsige Kamelpfade, ausgewaschene Pisten und staubige Hochebenen – erreicht das Team Jean-Pierre Nicolas / Christian Delferrier die kleine Oasenstadt Tansikht.
Doch von Ruhe keine Spur.
Was folgt, ist die ultimative Prüfung: eine 260 Kilometer lange Etappe nach Rissani, mitten in der Nacht, Startzeit 2 Uhr morgens. Ziel: Marrakesch. Dazwischen: der berüchtigte Col du Tichka, ein Bergpass, der sich bis auf 2.260 Meter erhebt – ein Koloss aus Asphalt und Stein, dem kein Fahrzeug ohne Blessuren entkommt.
Mit jedem Höhenmeter sinkt die Temperatur und die Luft wird dünner. Die Motoren, getrieben vom Ehrgeiz ihrer Piloten, kämpfen gegen Sauerstoffmangel. Über den Bordfunk meldet Nicolas erste Sorgen. Der Motor verliert Leistung, die Wassertemperatur klettert gefährlich. Am Servicepunkt leuchtet die Warnlampe in alarmierendem Rot, das Jaeger-Instrument zeigt 130 Grad Celsius. Die Mechaniker stehen fassungslos daneben – tags zuvor in Tata lief alles einwandfrei. Kein Dampf, kein Ölverlust, kein Anzeichen für einen Hitzeschaden. Und doch, die Instrumente schlagen Alarm.
Doch aufgeben kam für Jean-Pierre Nicolas nicht in Frage. Trotz aller Warnungen wird er zurück auf die Strecke geschickt – ein riskanter Entschluss, getragen vom Vertrauen in Fahrer und Maschine. Minuten später die erlösende Nachricht per Funk:
„Macht euch keine Sorgen – die Wassertemperaturanzeige spinnt.“
Ein kurzer Satz, ein großes Aufatmen und zugleich der Beginn der Legende.
Nicolas war kein Zufallsheld. Seine Erfahrung von der East African Safari Rallye 1973 zahlte sich aus. Er kannte die Herausforderungen extremer Langstreckenrallyes, wusste, wie man Technik schont, wo man Risiko eingeht und wann man auf das eigene Gefühl mehr vertrauen muss als auf blinkende Anzeigen.
Am Ende siegte Jean-Pierre Nicolas mit einem Vorsprung von 22 Minuten auf seinen Teamkollegen Jean-Luc Thérier im Renault 17. Eine Machtdemonstration von Alpine-Renault, die sich in der Gesamtwertung die ersten fünf Plätze sicherten – ein Triumph, den man kaum übersehen konnte.
Zwar muss der Fairness halber erwähnt werden, dass das Teilnehmerfeld durch das Fehlen einiger großer Werksteams geschwächt war – politisch, organisatorisch oder logistisch bedingt. Doch das schmälert nicht die Leistung derer,
die gekommen waren, um zu bestehen.
DIE BERÜCHTIGTE "TRANSMAROCCAINE"
Der Stoff, aus dem Legenden sind
Die Marokko Rallye, liebevoll nur „La Maroc“ genannt, war weit mehr als ein motorsportliches Großereignis –
sie war ein monumentales Abenteuer. Wer sich ihr stellte, wusste: Hier ging es nicht nur um Geschwindigkeit,
sondern um Durchhaltevermögen, Instinkt und puren Überlebenswillen. Nur die legendäre East African Safari Rallye konnte mit ähnlich gnadenlosen Anforderungen aufwarten. Und selbst dort fluchte man leise, wenn von der "Transmaroccaine" die Rede war.
Denn sie war der Inbegriff der Härteprüfung: Die berüchtigte Transmaroccaine, eine Sonderprüfung, wie sie brutaler kaum gedacht werden konnte – über 600 Kilometer durch die unwirtlichsten Regionen Nordafrikas. Kein Rundkurs,
kein Zurück, kein Netz. Zwei Tankstopps waren nötig, um diese Etappe überhaupt fahrbar zu machen – allein das ein Symbol für ihre Unmenschlichkeit.
Die Strecke selbst war ein Alptraum aus Stein, Staub und Sand: Unbefestigte Feldwege rissen an Aufhängungen und Karosserien. Knochentrockene Schotterpisten hämmerten unablässig auf Dämpfer und Lenkung ein. Flussdurchfahrten,
in denen der Motor leicht zum Schweigen gebracht wurde, wechselten sich ab mit endlosen, flimmernden Wüstenquerungen, wo nur der Horizont das Ziel zu sein schien – und selbst der schien zu fliehen.
Hier trennten sich die Spreu vom Weizen, hier wurden Fahrzeuge zu wrackähnlichen Überlebenden, Fahrer zu stillen Helden. Wer das Ziel erreichte, hatte nicht nur eine Etappe hinter sich gebracht –
er hatte ein Kapitel Motorsportgeschichte geschrieben.
Die „Transmaroccaine“ war nicht einfach nur ein Teil der Rallye, sie war die Seele der Marokko Rallye, die Prüfung,
vor der selbst Routiniers Respekt hatten. Und für Alpine-Renault wurde sie zur Bühne, auf der sie ihre technische Überlegenheit und fahrerische Klasse mit Nachdruck demonstrierten. Dort, wo andere strandeten, fuhren sie zum Ruhm.
"Transmaroccaine" – ein Wort, das bis heute nachhallt wie das Donnern eines Vierzylinders über endlosen Horizonten.
© Le Tahitien
SPEZIALAUSRÜSTUNG ERFORDERLICH
Wenn der Rallyesport zur Materialschlacht wird
Die Marokko Rallye 1974 war nichts für Serienträume oder weichgefederten Komfort. Wer hier bestehen wollte,
musste aufrüsten, umbauen und vorbereiten – bis ins letzte Detail. Alpine-Renault überließ nichts dem Zufall und
stattete seine Werksteams mit Technik aus, die eher an Expeditionen als an Motorsport erinnerte.
Allen voran: MICHELIN, die eigens für diese Rallye den neuen RC1-Schotterreifen entwickelten – eine Reifengeneration, geschaffen für messerscharfen Fels, losem Geröll und glühend heißen Sand. Haftung, Durchstichsicherheit und Temperaturresistenz mussten bei über 1.200 Kilometern Sonderprüfungen auf brutalem Terrain gewährleistet sein.
Der RC1 war kein Rennreifen – er war ein Überlebenswerkzeug.
Ebenso unverzichtbar: CB-Funk an Bord – die akustische Lebenslinie zwischen Fahrern und Servicepunkten,
zwischen Hoffnung und Aufgabe. Ohne ihn war man allein in der Wüste, bei Motorschaden, Navigationsproblemen oder lebensbedrohlichen Situationen.
Dazu kam eine kompromisslose Unterbodenpanzerung aus Stahl, Aluminium und Fiberglas, die Getriebe, Differenzial und Fahrwerk vor den unzähligen Schlägen schützte, die das marokkanische Gelände im Sekundentakt verteilte. Und trotzdem war kein Fahrzeug vor Ausfällen sicher.
Bereits während der ersten Sonderprüfung musste die Alpine mit dem Kennzeichen 2004 HS 76, gesteuert von Bernard Darniche, mit einem Getriebeschaden aufgeben. Auch das Team Piot/de Alexandris im Renault 17 schien zwischenzeitlich auf Siegkurs, doch Aufhängungsprobleme zwangen sie ebenfalls zur vorzeitigen Aufgabe.
Die Rallye forderte Tribut – erbarmungslos.
In der Wettbewerbsabteilung „Service Courses“ wurden die beiden Alpine-Werkswagen auf ihren Einsatz vorbereitet, dort, wo Präzision und Erfahrung über Sieg oder Scheitern entschieden. Auf einem historischen Foto sieht man die beiden Fahrzeuge – 2004 HS 76 und 2005 HS 76 – nebeneinander im Serviceeinsatz - der eine bereits gezeichnet
vom Schicksal, der andere auf dem Weg zum Ruhm.
Spezialausrüstung war Pflicht, doch am Ende siegte mehr als Technik. Mut, Instinkt und der unerschütterliche Wille,
der Wüste zu trotzen.
HOCKENHEIM 3-STUNDEN RENNEN 1974
Tackday - Eine Rallye-Königin auf Abwegen
Manchmal schreibt der Motorsport seine schönsten Kapitel abseits der gewohnten Pfade – so auch im Fall der legendären 2005 HS 76, jener Alpine A110, die einst die gnadenlose Marokko Rallye 1974 gewann. Doch statt Sand und Schotter wartete diesmal glatter Asphalt: das 3-Stunden-Rennen von Hockenheim, eine ungewohnte Bühne für eine gestählte Wüstenkriegerin.
Unter Schweizer Führung fand sich die einstige Rallye-Ikone plötzlich inmitten von Rennsportprototypen und GT-Boliden wieder – weit entfernt vom Staub Nordafrikas, doch kein bisschen weniger ehrgeizig. Die 2005 HS 76 zeigte, dass sie mehr konnte als Drifts auf Schotter und Luftsprünge über Kamelpfade. Präzise, wendig und mit beeindruckendem Grip umrundete sie das Hockenheimer Motodrom, ganz in der Manier einer französischen Diva, die weiß, wie man sich in Szene setzt.
Auffällig - Die Radwahl. Statt der typischen Werksfelgen rollte die Berlinette auf ultraleichten GT-Felgen, vorne in 7 Zoll, hinten sogar in 10 Zoll Breite – eine eher untypische, aber funktionale Entscheidung, die klar auf Gewichtsersparnis und Traktion abzielte. Ein Hinweis darauf, dass hier echte Kenner am Werk waren, die das Potenzial der Alpine auch für den Rundkurs konsequent ausschöpfen wollten.
Die 2005 HS 76 – vom Wüstensieg zum Trackday, vom Rallye-Epos zur Rundstrecken-Eleganz.
Ein Auto, das Grenzen nicht nur überwindet, sondern sie neu definiert.
© Ruedi R. Mettler
EAST AFRICAN SAFARI RALLYE 1975
27.03.1975 – 31.03.1975

KÖNIGIN DER RALLYES
Keine andere Rallye auf dem Globus besaß den Mythos, die Wildheit und die Strahlkraft der East African Safari Rallye – zu Recht wird sie die Königin der Rallyes genannt. Ihre Wiege stand im Jahr 1953, ins Leben gerufen zu Ehren der Krönung von Königin Elisabeth II., doch schnell entwickelte sie sich zu einem eigenständigen Giganten des Motorsports. Eine Rallye, die nicht einfach nur durch Afrika führte – sie lebte Afrika. Mit all seiner Unberechenbarkeit, seiner Weite, seiner unbändigen Natur.
Die Route der Safari war ebenso episch wie gnadenlos. Bis zu 6.000 Kilometer, durch Regenwälder, Savannen, Vulkangebirge und staubige Ebenen – von Kampala in Uganda, über Daressalam in Tansania bis ins Herz Kenyas, wo die Rallye tief in der nationalen Identität verwurzelt war.
Wenn die Safari stattfand, stand das Land still – Zeitungen druckten täglich Schlagzeilen, ganze Dörfer versammelten sich an den Pisten und selbst politische Themen traten in den Hintergrund.
Im Jahr 1975 war das Teilnehmerfeld ein Spiegel des internationalen Motorsportadels.
Lancia, Peugeot, Datsun, Mitsubishi, Porsche und auch Alpine-Renault reisten an, um sich dem ultimativen Härtetest zu stellen. Denn ein Sieg bei der Safari war mehr als ein sportlicher Erfolg.
Er bedeutete Weltöffentlichkeit, Markenruhm, technische Glaubwürdigkeit. Für Automobilhersteller war es das größte denkbare Schaufenster, ein Ritterschlag der Technik unter realen Extrembedingungen.
Alpine-Renault, frischgebackener Rallye-Weltmeister von 1973, kam 1975 nicht mit dem Ziel, WM-Punkte zu sammeln – sie wollten präsent sein, sichtbar, relevant. Der Fokus lag auf dem Prestige, nicht auf der Tabelle. Die Safari Rallye versprach maximale Publicity, eine Bühne, auf der jede Marke zeigen konnte, was sie wirklich konnte.
Die Safari war kein klassisches Rennen, sie war eine Prüfung an Mensch, Maschine und Mutter Natur. Fahrer kämpften gegen tropische Gewitter, tiefen Schlamm, zerstörerische Schlammlawinen, Flussquerungen und unpassierbare Pisten. Und doch, wer die Safari bestand, kam als Held zurück – nicht selten mit einem Auto, das nur noch aus Staub, Kratzern und Legenden bestand.
1975 war kein gewöhnliches Safari-Jahr. Es war ein Jahr der Extreme, ein Jahr der Marke, ein Jahr, in dem Alpine-Renault zeigte, dass ihr Horizont weiter reichte als nur bis zur WM-Wertung. Sie traten an, um Geschichte zu schreiben – nicht nur auf Asphalt, sondern in den Herzen der Menschen.
East African Safari Rallye 1975 – die härteste Krone, die der Rallyesport zu vergeben hatte.

© McKlein
RUHE VOR DEM STURM
Wenn Hoffnung in Staub zerfällt
Nairobi, Donnerstag, 16:00 Uhr. Das moderne Konferenzzentrum im Herzen der Hauptstadt war der würdige Rahmen für einen der großen Momente des afrikanischen Motorsports. 79 Fahrzeuge präsentierten sich unter der Flagge des Starters, umjubelt von einer enthusiastischen Menge, die sich in den Schatten der Tropensonne drängte.
Die Stimmung - fast feierlich, beinahe entspannt – die Ruhe vor dem Sturm.
Kaum einer ahnte in diesem Moment, welches Drama sich in den kommenden Tagen entfalten würde. Für Renault und Alpine sollte die Safari Rallye 1975 kein Triumphzug werden, sondern ein Fiasko von historischem Ausmaß.
Mit großen Ambitionen war man angereist. Zwei Alpine A110 1800, darunter die berühmte
2005 HS 76, Siegerin der Marokko Rallye 1974, diesmal pilotiert von Jean-Luc Thérier und Michel Vial.
Hinzu kamen zwei Renault 17, darunter einer für den erfahrenen Jean-François Piot. Doch kein einziges Fahrzeug
des französischen Aufgebots sollte das Ziel erreichen.
Bereits im Vorfeld hatte das Schicksal zugeschlagen. Jean-Pierre Nicolas, ursprünglich als Topfahrer vorgesehen, war noch gezeichnet vom schweren Trainingsunfall des Vorjahres, bei dem er mit einem VW Bus kollidierte, sich ernsthaft verletzte und seine Alpine irreparabel zerstört wurde.
Jacques Cheinisse, Sportchef bei Alpine-Renault, musste kurzfristig handeln und setzte auf den talentierten, lokalen Nachwuchsfahrer Robert Combes, der gemeinsam mit Beifahrer Gerry Davies die zweite Alpine, 2004 HS 76, übernahm.
Doch auch diese Personalrochade sollte das Schicksal nicht milde stimmen. Beide Berlinetten scheiterten vorzeitig, bezwungen von der gnadenlosen Härte der ostafrikanischen Wildnis.
Die legendäre A110, so erfolgreich auf europäischen Pisten und selbst in der marokkanischen Wüste, fand hier keinen Halt – zu brutal, zu unnachgiebig war die Königin aller Rallyes.
Auch andere Favoriten fielen: Hannu Mikkola und Jean Todt, gehandelt als Siegkandidaten im Peugeot 504, verunglückten schwer und mussten aufgeben – ausgerechnet neben der Alpine von Thérier/Vial abgelichtet, kurz bevor auch diese an der Realität der Safari zerschellte.
Ein letzter Funke Hoffnung loderte noch in Jean-François Piot, der im R17 zeitweise auf einem aussichtsreichen 4. Gesamtrang lag. Doch das Glück blieb unbarmherzig. Nur wenige Stunden vor Rennende musste auch er aufgeben.
Die afrikanische Königin hatte ihr Urteil gesprochen und niemanden verschont.
Was blieb, war ein bitteres Résumé. Vier Fahrzeuge, vier Ausfälle. Renault und Alpine waren besiegt, nicht von der Konkurrenz, sondern von einer Rallye, die ihre eigenen Regeln schrieb – gnadenlos, majestätisch, unvergessen.
Die Safari 1975 – kein Triumph, aber ein Kapitel voller Dramatik, das zeigt: In Afrika gewinnt nicht das stärkste Auto – sondern das Schicksal.
© McKlein
SAFARI SPEZIFIKATIONEN
Wenn die Berlinette zur Wüstenwaffe wird
Die East African Safari Rallye verlangte von Mensch und Maschine das Äußerste und das bedeutete für Alpine-Renault, ihre zierliche Berlinette in eine zähe, widerstandsfähige Überlebenskünstlerin zu verwandeln. Was auf europäischen Asphaltbändern siegte, brauchte in der afrikanischen Wildnis völlig neue Eigenschaften. Die Antwort: eine Safari-spezifische Werksspezifikation, die aus der Alpine A110 1800 ein Fahrzeug für das Undenkbare machte.
Auffälligstes Merkmal: das markante Trittbrett am Heck, flankiert von zwei Haltegriffen, montiert auf den Rücken der hinteren Kotflügel. Diese ungewöhnliche Konstruktion hatte einen glasklaren Zweck – im tiefen Schlamm Ostafrikas konnte der Beifahrer während der Fahrt (!) auf das Trittbrett aufspringen und durch sein Körpergewicht die Traktion der Hinterachse entscheidend verbessern. Eine waghalsige, aber effektive Methode, der manch ein Fahrer das Durchkommen durch morastige Abschnitte verdankte.
Ein weiteres Detail, das die Berlinette zur Safari-Kriegerin machte: der spezielle Luftfilter im hinteren linken Kotflügel. Diese modifizierte Ansaugung erlaubte es, bei besonders widrigen Bedingungen die Luft sogar aus dem Innenraum der Fahrgastzelle zu beziehen – ein wertvoller Vorteil, wenn außen Staub, Wasser oder Schlamm das Triebwerk zu ersticken drohten.
Pflicht bei jedem Fahrzeug: der Suchscheinwerfer, fest montiert, unverzichtbar bei nächtlichen Reparaturen, Nebel in Hochlagen oder plötzlicher Dunkelheit in der Savanne. Ebenfalls vorgeschrieben war CB-Funk – die auf dem Dach montierte Antenne war nicht nur ein technisches Feature, sondern ein Symbol. Wer sich hier verfährt, braucht Kommunikation – oder verschwindet im Nirgendwo.
Doch nicht nur die Werkswagen standen am Start. Die Safari zog ein ganz eigenes Fahrervolk an:
Das französische Duo Bob Neyret / Jacques Terramorsi brachte eine ex-Werksalpine an den Start – kampferprobt,
aber nicht minder entschlossen.
Willem van Dyk, ein Privatier mit Benzin im Blut, führte seine eigene A110 ins Abenteuer.
Und nicht zuletzt: Robert „Rob“ Glen, ein Wildlife-Sculptor, brachte seine brandneue Alpine A110 1800, direkt vom Werk speziell auf Safari getrimmt, erstmals an den Start. Mehr Leidenschaft für Motorsport und Wildnis ging kaum.
Die Safari-Version der Alpine war kein bloßes Auto – sie war ein Werkzeug, eine Waffe, ein Ausdruck unbedingter Entschlossenheit. Sie zeigte, dass französische Ingenieurskunst auch dort bestehen konnte, wo Staub, Hitze und Schlamm sonst jede Technik in die Knie zwangen.
Berlinette trifft Buschland – ein Duell auf Leben, Tod und Legende.
RIEN NE VAS PLUS
Wenn der Staub den Sieg verschlingt
Jean-Luc Thérier jagt seine Werks-Berlinette mit eiserner Entschlossenheit durch das staubige Herz Ostafrikas.
Michel Vial liest das Roadbook, der Wagen tänzelt über das lose Terrain, als wäre er geboren für diese Tortur.
Am Wegesrand drängen sich Scharen neugieriger Zuschauer, Kinder winken, während die Berlinette in einer Staubfahne verschwindet. Alles scheint unter Kontrolle – Wasser- und Öltemperatur im grünen Bereich, der Klang des Motors kräftig und sauber. Kein Grund zur Sorge. Noch nicht.
Denn sie befinden sich in jener Sektion, die unter Kennern nur einen Namen trägt: „die Staubhölle“. Fein wie Zement,
rot wie Marsstaub, tückisch wie Treibsand, ein feindseliger Mikrokosmos, der auf sein Opfer wartet. Und er schlägt zu, lautlos, unsichtbar – tödlich.
Trotz aufwändiger Vorbereitung, trotz des speziell entwickelten Luftfilters, trotz aller Vorkehrungen – der feine, eisenrote Staub findet seinen Weg. Er kriecht durch Ritzen, setzt sich ab, erstickt die Maschine von innen. Die Berlinette beginnt zu stottern, der Motor verschluckt sich, die Leistung bricht ein.
Thérier gibt alles, ringt mit dem Lenkrad, drückt aufs Gas – vergebens. Die französische Hoffnung strandet mitten in der Savanne. Keine Explosion, kein spektakulärer Unfall – nur dieses leise, zermürbende Versagen: Rien ne va plus. Nichts geht mehr.
Ein banales, aber gnadenloses Ende für einen der aussichtsreichsten Anwärter. Thérier und Vial, gestoppt nicht von Gegnern oder Gewalt – sondern von Afrikas roter Erde, jener unscheinbaren, aber alles verschlingenden Macht, die schon viele Helden auf den harten Boden der Realität zurückgeholt hat.
ZWEITES LEBEN IN FINNLAND
1977
Die Werks-Alpine trotzt dem hohen Norden
Januar 1977. Schnee liegt schwer auf den Straßen, die Luft knistert vor Kälte und irgendwo in einem finnischen Ort wechselt eine Legende den Besitzer. Timo Makela, Motorsport-Enthusiast und Liebhaber echter Fahrerautos, schlägt zu.
Er erwirbt die 2005HS76, jene Alpine A110 1800, die bei der Marokko Rallye 1974 siegreich war und später auch bei der gnadenlosen Safari Rallye 1975 ihr Glück versuchte.
Mit im Gepäck: Kistenweise Ersatzteile, Überbleibsel eines bewegten Werkslebens. Die Berlinette, gezeichnet von Staub, Hitze und afrikanischer Wildnis, wirkt äußerlich erstaunlich unversehrt, aber wer genau hinsah, konnte die Spuren vergangener Schlachten erkennen. Verblichene Lackstellen. Ausgetretene Pedale. Die kleinen Narben eines großen Lebens.
Doch was die Alpine nun erwartete, war ein neues Kapitel, das selbst die Qualen von Wüste und Savanne in den Schatten stellen sollte: Finnland – das Land der Tausend Seen, endloser Schotterstraßen und brutal kalter Rallyeetappen.
Hier, im Mekka des Driftens, begegnete die Berlinette einer anderen Art von Herausforderung. Vereiste Landstraßen, griffige Spikereifen, Dunkelheit, die nur durch Scheinwerferkegel durchbrochen wurde. Statt Gluthitze nun klirrende Kälte, statt Sand nun Schnee und Split.
Und doch - Sie fuhr. Sie kämpfte. Sie lebte weiter.
Die 2005HS76 – ein Werkssportgerät mit Afrika im Tank und Finnland im Herzen. Ein Auto, das sich nicht zur Ruhe setzen ließ, sondern weiter schrieb an seiner Geschichte – mit knisternden Auspuffschlägen, im Drift quer durch verschneite Wälder.
Von Marrakesch nach Rovaniemi – ein zweites Leben, rauer, wilder, nordischer.

METAMORPHOSE
Vom Rallye-Champion zum Eisrennen-Krieger
Unter der Obhut ihrer neuen Besitzer im hohen Norden erlebte die ehemalige Werks-Berlinette 2005HS76 eine radikale Verwandlung. Was einst als strahlender Star der Rallye-Marathons in Afrika glänzte, wurde Schritt für Schritt zum kompromisslosen Rally-Cross- und Eisrennen-Boliden umgebaut.
Anfangs nur behutsam modifiziert, mit leichter Anpassung an das raue Klima und die eisigen Pisten, entwickelte sich die Berlinette im Lauf der Jahre zu einem wahren Unikat. Ein kompromissloses Kampfgerät, das auf schneebedeckten Strecken und vereisten Rundkursen zu Hause war.
Die leichten, eleganten Formen wichen verstärkten Kotflügeln, der Unterboden erhielt zusätzliche Schutzplatten, das Fahrwerk wurde tiefer und härter – und am Ende der Umbauphase war von der ursprünglichen Werksberlinette kaum mehr etwas übrig. Stattdessen prägte nun ein kompromissloses Rallye-Monster das Bild, das mit seiner schneidenden Präsenz auf Eis und Schnee eine neue Ära begann.
Diese Metamorphose steht als Sinnbild für den unermüdlichen Kampfgeist der 2005HS76.
Ein Fahrzeug, das sich nie geschlagen gab, sondern sich immer wieder neu erfand – ganz gleich, wie hart die Bedingungen waren.
Ein großes Dankeschön an Jukka Suvisalmi, dessen wertvolle Hilfe und Unterstützung maßgeblich zur Aufklärung der faszinierenden Fahrzeughistorie in Finnland beigetragen hat. Ohne ihn wäre dieses Kapitel verloren geblieben.
SEARCH AND RESCUE
ADIEU FRANCE
1976
Das Ende einer Ära und der Beginn eines Abenteuers
Mitte der 1970er Jahre verabschiedeten sich nur noch wenige Werks-Alpines mit glorreicher Rallye-Vergangenheit aus ihrem Heimatland Frankreich. Die einstigen Siegerwagen, einst gefeierte Ikonen der „Equipe Trikolore“, wurden von den stetig weiterentwickelten Rennfahrzeugen überholt und verloren zunehmend an Wettbewerbsfähigkeit.
Doch der Abschied von der Spitze bedeutete keineswegs das Ende für diese legendären Berlinetten. Privatfahrer aus aller Welt, mit unterschiedlichsten Ambitionen, griffen zu. Ob auf staubigen Rallyepisten, kurvigen Bergrennstrecken, schnellen Rundkursen, ruppigen Autocross-Events oder eisigen Winterrennen – kaum ein Einsatzgebiet wurde ausgelassen, um den Fahrzeugen ein zweites Leben einzuhauchen.
Diese Fahrzeuge durchlebten oft eine wahre Metamorphose, wurden verbogen, umgebaut, neu erfunden. Nur wenige bewahrten ihren ursprünglichen Charakter und Zustand über die Jahre hinweg. Die Werks-Alpines fanden sich verstreut rund um den Globus – in Österreich, der Schweiz, England, den Ländern des Ostblocks, aber auch jenseits des Atlantiks in den USA und Kanada.
Finnland wurde schließlich die letzte Station für den ehemaligen Siegerwagen der Marokko Rallye 1974 – die berühmte Berlinette mit dem französischen Kennzeichen 2005HS76, pilotiert von Nicolas und Delferrier. Bereits 1975 hatte sie die Strapazen der East African Safari Rallye erlebt, auch wenn das Team Thérier/Vial die Rallye mit Motorschaden vorzeitig beenden musste.
Doch die Strapazen der Safari-Rallye waren nur ein Vorgeschmack auf das, was dem Wagen ab 1976 in Finnland bevorstand. Fortan diente die A110 1800 in harten Autocross- und Eisrennen, was einen radikalen Umbau des Fahrzeugs nach sich zog. Später, vermutlich in den 1980er Jahren, setzte ein unbekannter Besitzer der Geschichte des Wagens ein abruptes Ende. Chassis, Motor, Getriebe und Fahrwerk wurden entfernt, alle Anbauteile demontiert.
Ein kraftvoller Schlusspunkt, der das Kapitel „Werks-Alpine“ beendete, aber auch die Erinnerung an eine Maschine bewahrt, die einst die Wüsten Marokkos bezwang und auf den eisigen Straßen Finnlands für Furore sorgte.
Adieu, France – doch das Erbe lebt weiter, so zerbrechlich und doch so unvergänglich wie das raue Terrain, das diese Berlinette einst erobert hat.
LOST & FOUND
2004 / 2014
Wiederentdeckung einer Legende
Im Jahr 2004 fand ich erstmals Kontakt zu diesem einzigartigen „Kit Car“ – der berühmten Berlinette mit der Startnummer 2005HS76. Doch obwohl die Faszination groß war, stand zu diesem Zeitpunkt bereits ein anderes Projekt in Arbeit und die aufwändige Restauration dieses besonders herausfordernden Fahrzeugs schien mir damals noch zu viel. So wechselte das Auto mehrfach die Besitzer, blieb über Jahre hinweg ein unbeachtetes, nahezu vergessenes Relikt.
Erst ein glücklicher Zufall führte mich im Sommer 2014 wieder zu diesem Schatz. Die Berlinette präsentierte sich unverändert, keine Wiederherstellung war begonnen worden. Fast ein Jahrzehnt war seit meinem ersten Zusammentreffen vergangen und doch hatte sich in dieser Zeit nicht nur meine Einstellung gewandelt, sondern auch der Wert, den wir der Erhaltung eines solchen historischen Meisterwerks beimessen.
Der Entschluss zum Kauf fiel schnell – die Restauration der 2005HS76 sollte kein Traum mehr bleiben.
Natürlich war von der einstigen Originalsubstanz nicht mehr viel übrig, als ich die letzten Überreste des finnischen „Bastelkits“ entfernte. Doch entscheidend waren jene wenigen Teile und Details, die bis heute die Identität des Fahrzeugs bewahrten und seine herausragende Herkunft dokumentierten.
Unter Schichten von Spachtel und Glasfaser kamen die ersten Relikte der Werkslackierung zum Vorschein- verblasste Rottöne und helles Blau, die Farben einer glorreichen Vergangenheit.
Selbst die Bohrung der einstigen Dachantenne war noch sichtbar – ein winziges, aber kraftvolles Zeichen.
Besonders eindeutig jedoch war die eingeschlagene Karosserienummer „6711“ an den Türscharnieren, die das Auto als wahre „Voiture Usine“ – das Werksfahrzeug und Sieger der „Rallye du Maroc 1974“ – zweifelsfrei identifizierte.
Ein besonderes Highlight während der Restaurierung - das Wiederfinden des originalen Mignotet Zylinderkopfs mit der Seriennummer MS 67, ein weiteres Stück lebendige Geschichte, das dem Fahrzeug seine Seele zurückgibt.
So begann das Comeback einer wahren Rallye-Ikone – die Rückkehr von 2005HS76 in den Kreis der historischen Legenden.
BLOOD SWEAT AND TEARS
RESTAURATION
OKTOBER 2014
Revival einer Legende
Die originalgetreue Wiederherstellung eines ehemaligen Rallye-Werkswagens ist eine Herkulesaufgabe – zeitintensiv, kostenintensiv und voller Herausforderungen. Unzählige seltene Originalteile müssen erst mühsam aufgetrieben und dann penibel an das Fahrzeug angepasst werden.
Doch kaum ein Bauteil passt auf Anhieb – Nacharbeit ist Pflicht und die Stunden für Anpassungen summieren sich schnell in den dreistelligen Bereich, während sichtbare Fortschritte oft auf sich warten lassen.
Aber hey – ich restauriere keinen Stuttgarter Prestige-Sportwagen, der am Reißbrett mit perfekter Passgenauigkeit konstruiert wurde. Nein, ich widme mich einem in Kleinserie handgefertigten französischen Rennwagen, der von Natur aus seinen ganz eigenen Charme und seine eigene Herausforderung mitbringt. „Einfach kann jeder“ – so lautet mein persönliches Resümee angesichts der nie endenden Adaptionsarbeit.
Bei der Alpine A110 sind gleichmäßig enge Spaltmaße nicht gerade ein Werkssiegel. Häufig gleichen sie eher einem Briefkastenschlitz als einer akkuraten Türfuge. Deshalb gönne ich mir bei der Restauration auch das Recht, ein wenig eigene Handschrift einzubringen und das „Unpassende“ passend zu machen.
LACKIERUNG
MÄRZ 2015
LIVELY LIVERIES
Farbe mit Seele
Die Wahl des Lackierers ist ein Wagnis, ein Spiel mit dem Glück – denn nur wenige verstehen die Seele eines historischen Rennwagens und die Leidenschaft für seine originalgetreue Wiedergeburt. Nach einer langen Odyssee habe ich endlich jene Werkstatt gefunden, die meinen hohen Ansprüchen gerecht wird – die keine Angst vor aufwändigen Mehrfarben-Lackierungen hat und jede Herausforderung mit Präzision und Hingabe annimmt.
Doch die wahren Kunststücke, die filigranen Arbeiten mit Klebeband und Cutter-Messer, die für eine Werkslackierung aus dem Jahr 1974 unverzichtbar sind, habe ich immer selbst in die Hand genommen. Denn nur so bleibt die Authentizität gewahrt, nur so lebt der Geist der Alpine weiter.
Ein Mitarbeiter dieser Lackiererei hat sich im Laufe der Jahre auf mich und meine besonderen Bedürfnisse eingelassen – wenn auch mit widerwilligem Humor. Ich erinnere mich gut, wie er einmal resigniert rief: „…wenn du noch einmal mit einer Alpine kommst, kündige ich!“ Doch so ist das eben – C’est la vie. Leidenschaft verlangt manchmal eben auch Opfer und genau das macht diese Farben so lebendig.
REMONTAGE
JUNI 2015
Meisterschaft in jedem Detail
Langsam, aber unaufhaltsam fügt sich zusammen, was untrennbar verbunden gehört. Wie bei einem komplexen Mosaik setzen sich zahllose Einzelteile zu einem harmonischen Gesamtbild zusammen – das Bild einer authentischen Werks-Alpine, so lebendig und echt wie einst auf den Rallyepisten.
Viel Zeit und Herzblut flossen in die minutiöse Recherche der vielen Details und Besonderheiten, die diese Berlinette ausmachen. Denn eine echte Werksalpine ist so viel mehr als nur ihre berühmte Dreifarb-Lackierung oder ein paar Rallye-Aufkleber. Es sind die kleinen, teils verborgenen Eigenheiten, die ihre Seele atmen lassen und diese zeigen sich nun stolz dem Betrachter.
Für mich gab es nie einen Platz für Mittelmaß. Wer sich mit dem Gewöhnlichen zufrieden gibt, verpasst das Außergewöhnliche. Sich über das Normale zu erheben erfordert Kraft, Geduld und oft Opfer – doch die Belohnung ist ein unbeschreibliches Gefühl von Stolz und Genugtuung.
„Das Beste oder nichts“ – schon Gottlieb Daimler sprach diese Maxime aus. Und warum, wenn nicht als Schwabe, sollte man sich nicht gerade bei der Restauration einer Alpine A110 diesem höchstmöglichen Qualitätsanspruch verschreiben? Denn nur das Beste verdient diese Legende.
BACK ON TRACK
BUILT NOT BOUGHT
APRIL 2016
SELBST IST DER MANN
Vision statt Einkaufsliste
Geld kann vieles kaufen, doch etwas wirklich Einzigartiges zu erschaffen, verlangt mehr - eine klare Vision, Hingabe und unermüdlichen Einsatz.
Es geht nicht darum, bloß Erwartungen zu erfüllen, sondern sie zu übertreffen und neu zu definieren. Mein Ziel war nie Mittelmaß, sondern das absolute Maximum. Originalität gepaart mit meisterhafter Handwerkskunst. Einen Standard zu setzen, der längst überfällig ist, um die oft unterschätzte Alpine A110 aus ihrem Schattendasein zu holen und sie dort zu platzieren, wo sie hingehört: an die Spitze der klassischen Sportwagenwelt.
Denn wahre Größe baut man selbst – man kauft sie nicht.
GET OUT AND DRIVE
ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT
APRIL 2016
Das höchste Ziel eines Restaurators ist es, nicht nur ein Stück Blech und Technik zu erhalten, sondern eine Seele wiederzubeleben – das Fahrzeug in seinen ursprünglichen, strahlenden Zustand zurückzuführen, mit all den kleinen Details, die seine Geschichte erzählen. Authentizität ist dabei kein bloßes Wort, sondern eine leidenschaftliche Verpflichtung, die jede Faser des Projekts durchdringt.
Doch der wahre Triumph liegt erst darin, das restaurierte Werk seiner Bestimmung zurückzugeben – es nicht nur als Ausstellungsstück zu bewahren, sondern es auf die Straße zu bringen, wo es lebendig wird.
Und was gibt es Schöneres, als nach unzähligen Stunden harter Arbeit endlich am Steuer dieses Meisterwerks zu sitzen? Die Gedanken schweifen lassen, sich in die Vergangenheit zu träumen – zurück zu jenen Momenten, als Jean-Luc Thérier diese Alpine bei der gnadenlosen Safari Rallye durch staubige Pisten und über steinige Pfade peitschte.
Heute unvorstellbar, ihr nochmals diese Qualen zuzumuten – doch genau in diesem Augenblick verschmelzen Vergangenheit und Gegenwart. Dieses Auto ist mehr als Metall - es ist Geschichte, Leidenschaft und Zukunft in einem.
CAR IN DETAIL
NOBODYS PERFECT
APRIL 2016
Die Oberfläche eines Fahrzeugs erzählt Geschichten – nicht nur von Lack und Kunstleder, sondern von jedem einzelnen Bauteil, das seinen Platz gefunden hat. Jedes Detail hat Bedeutung, jede Textur, jeder Farbton. Doch nicht alles muss glänzen, nicht alles muss perfekt poliert oder verchromt sein. Ein mattes Schwarz ist nicht einfach mattes Schwarz, ein Hellblau nicht gleich „bleu caddy“ und Reißlack erzählt seine ganz eigene Geschichte, fernab von Peinture Craquelée. So entfaltet sich ein faszinierendes Spiel aus Nuancen – ein Tanz der kleinen Unvollkommenheiten, die das Original erst lebendig machen.
Der Anspruch ist klar. Jedes Teil muss dort sitzen, wo es das Werk einst vorgesehen hat. Abweichungen sind nicht gewollt, doch der Weg zu Perfektion ist ein steiniger Pfad.
Trotz akribischster Bemühungen ist der Anspruch auf absolute Fehlerlosigkeit eine Illusion.
Denn - Nobody’s perfect.
Und wer Kritik übt oder Fehler findet, dem gilt mein Dank – denn nur wer bereit ist zuzuhören, zu lernen und sich weiterzuentwickeln, bringt ein Projekt wirklich zum Glänzen. Konstruktive Kritik ist kein Angriff, sondern ein Geschenk, eine Chance, die eigene Leidenschaft noch tiefer zu leben und zu perfektionieren.
CONCOURS
MOTOCLASSIC WROCLAW (PL)
AUGUST 2018
SPECIAL GUEST
Für viele Oldtimerfreunde in Deutschland ist Polen noch immer ein weitgehend unbekanntes Terrain – ein schwarzer Fleck auf der Landkarte der Klassiker. Doch im Osten unseres Kontinents pulsiert eine lebendige, begeisterte und stolze Oldtimerszene. Eines der herausragendsten Treffen des Landes, wenn nicht gar das bedeutendste, findet jedes Jahr im August in Breslau (Wroclaw) statt.
2018 stand dieses hochkarätige Event ganz im Zeichen von ALPINE – einer Marke, die Herzen höher schlagen lässt.
Die Einladung als besonderer Gast zu diesem einzigartigen Classic Car Festival erhielt ich dank meiner Freunde vom ALPINE CENTRE KATOWICE – eine Ehre, die mich tief berührte. Nahezu alle Alpines aus Polen, von den kleinen Leichtgewichten bis hin zu den legendären Sportwagen, versammelten sich an diesem Tag und verliehen der Veranstaltung eine unvergleichliche Atmosphäre voller Leidenschaft und Stolz.
Ein majestätischer Korso schlängelte sich durch das pulsierende Zentrum von Breslau – ein Moment voller Emotionen, der alle Teilnehmer und Zuschauer gleichermaßen begeisterte. Im Herzen der Stadt wurde mir schließlich ein Ehrenpreis überreicht – eine bedeutungsvolle Anerkennung meiner Arbeit und meines Engagements für diese wunderbare Marke. Ein unvergesslicher Augenblick, der die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Leidenschaft und Anerkennung auf magische Weise verkörperte.